PAUSENMUSIK
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Nachrichtensprecher:
Nachricht:
Bei der Siebenjahresfeier für den Maschinenpapst Favorit kam es zu Tumulten, als das Gerücht aufkam, Kommissar Zufall sei in der Stadt.
Man sagt, er habe sie über das Wirtschaftslabyrinth erreicht.
Chorchef:
Schon lange nichts mehr gehört von Kommissar Zufall.
Er zieht durch die Strassen der Stadt
Und nur selten sieht man ihn.
Erwischt, erwischt
Karten auf den Tisch
Das Spiel ist aus.
Eben noch irgend
Heute schon wo
Das Spiel ist aus.
Kommissar Zufall? – ist ein netter Kerl.
Kommissar Zufall? – ist ein wirklich netter Kerl.
Verbrecher, sie spucken in Tücher,
und er findet sie.
Indizien hier, Indizien dort.
Kommissar Zufall:
Machen sie die Leiche auf!
Hoppla, wie sieht das denn aus?
Machen sie die Leiche zu!
Zack, zack, zack
Chorchef:
Kommissar Zufall? – ist ein netter Kerl.
Kommissar Zufall? – ist ein wirklich netter Kerl
Fehler passieren.
Menschen sterben.
Doch sind es wirklich Fehler?
Doch sind sie wirklich tot?
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Nachricht (Radio im Film):
Zahlreiche Menschen fühlen sich bedroht durch Krankheiten. Oft sterben sie daran.
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Kommissar Zufall:
Eine Nachbarin
ist neugierig und schwatzhaft.
Sie sagt private Dinge
über die Massenmedien.
Über die Massenmedien
Erfahre ich,
dass die Krankheiten, die unbekannt sind,
auch die furchterregendsten sind.
Chor:
Das führt bekanntlich oft zu Katastrophen,
wenn man der Nachbarin einen Gefallen tut.
Kommissar Zufall:
Also mache ich mich auf die Suche nach der Krankheit, die noch keinen Namen hat,
um meiner Nachbarin einen Gefallen zu tun. (das führt zu Katastrophen.)
Mit Entsetzen stelle ich fest, dass ziemlich viele Krankheiten einen Namen haben, bzw. fast alle guten Namen schon vergeben sind.
Außerdem erkenne ich bei der Suche, dass die Krankheit,
deren Ursache man nicht kennt, und auch die,
deren Auswirkung man nicht kennt,
noch weitaus furchterregender ist als die übrigen namenlosen.
Ich beschließe daher,
eine Krankheit zu erfinden,
sie freizulassen und dann zu beobachten,
ob sie sich durchsetzt.
Die verpass ich dann irgendwem als Geschenk!
Wie soll ich das verpacken?
Chor:: Wie soll er das bloß verpacken?
als Schnupfen?
Verpack ich es als Husten?
Verpack ich es als Krebs?
Verpackt!
Als Virus!
(zeigt auf Virus Schild)
Der Träger des Virus überträgt es durch Gedanken.
Denkt der Träger an eine Person, überträgt er das Virus an diese.
Diese Person wird sofort von dem Virus befallen und vergisst alle Situationen mit dem betreffenden Träger und womöglich Gehirnauslöschung.
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Chorchef:
Kommissar Zufall hat nun also tatsächlich eine neue Krankheit in Form eines Mental – Virus erfunden. Ab jetzt werden alle, an die er denken wird, alles über Kommissar Zufall vergessen und womöglich werden ihre Gehirne gelöscht. Alle Angesteckten würden auch zum Träger werden und damit das namenlose Virus in der gesamten denkenden Welt weiterverbreiten.
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Kommissar Zufall:
Auf Dauer könnte das Sozialleben des Trägers gestört werden, denn alle Personen, an die er sich erinnert, erinnern sich nicht an ihn.
Besondere Heimtücke: praktisch unerforschbar, da betroffene, wenn sie ihre Krankheit erahnen, sofort an berühmte Virenforscher denken und die wiederum an ihre Kollegen.
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Chorchef:
Nun wird Kommissar Zufall wie versprochen die Krankheit freilassen und beobachten.
(FREILASSEN UND BEOBACHTEN SCHILD)
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Kommissar Zufall:
Als erstes denke ich an meinen Erzfeind, den Maschinenpapst Favorit.
Ich denke an ihn und an seine dressierten Maschinen, diese rücksichtslose Bande.
Elektrolex:
Favorit ist der von vielen Systemen anerkannte Maschinenpapst. Er führt ein hartes Regiment. Er hat die Hand am Benzinhahn, außerdem betreibt er einen kleinen Handel mit Sicherungen. Die Maschinen fressen ihm aus der Hand.
Kommissar Zufall:
Favorit, Du siebzehnmal verfluchter Maschinenschänder…
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PAUSENMUSIK
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Nachrichtensprecher:
Nachricht:
17 Kinder trafen sich gestern auf offener Strasse, bildeten spontan eine Gruppe und später eine Bande. Sechs von ihnen wurden erschossen. Elf von ihnen starben qualvoll.
Der oberste Sicherheitsrichter Goldklumpen ruft die Bevölkerung auf, zu ihrer eigenen Sicherheit in den Spiegel zu schauen.
Wenn sie dort einen Verbrecher sehen oder auch nur unsicher sind, ob sie einen sehen, möchten sie sich bitte unverzüglich selbst anzeigen.
Denken sie daran: Ein Mörder, der sich nicht ausreichend kennzeichnet, kann mit empfindlichen Strafen rechnen.
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Chorchef:
Im Spiegel erkennt Kommissar Zufall, dass er sich selbst auch sucht. Er setzt sich sofort auf die Liste mit den ungelösten Fällen und sagt sich:
Kommissar Zufall:
na warte, Bürschchen, eines Tages ist dein Fall dran, dann find ich dich und knips dich aus.
Chorchef:
Zufrieden lehnt er sich zurück, und seine Augen funkeln:
Kommissar Zufall:
Was steht als nächstes auf dem Plan?“
„Ah,“
Chorchef:
er erinnert sich,
einen Plan durchdenken,
entwerfen und schreiben,
korrigieren und archivieren.
Plötzlich kommt wie aus dem Nichts Keiner herein, kocht sich einen Kaffee und geht wieder. Keiner kocht Kaffee wie Keiner. Oft ist alles schmutzig und klebrig danach.
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Kommissar Zufall:
Keiner,
bleiben Sie hier.
Fahren wir los.
Es gibt Tote.
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Chorchef:
Das Opfer liegt in Blut
Verdächtig viel Blut sogar.
Das könnte an den vielen Messerstichen liegen,
Sagt der Kommissar.
Es wurden 114 Stiche gezählt.
Klarer Fall für den Kommissar:
Es handelt sich um 57 Mörder mit jeweils 2 Messern.
Geschickt müssen sie gewesen sein,
damit erst die Summe aller Stiche den Tod auslöste.
Und-Tatsächlich-Puppe:
und tatsächlich
an der nächsten Ecke lungerte eine Gruppe…
Chorchef:
es waren Menschen.
58 stück.
Schade.
wieder ein ungelöster Fall für Kommissar Zufall.
Nachrichtensprecher (nur Stimme):
Nachricht:
wieder ein ungelöster Fall für Kommissar Zufall. Es geht um 57 nichtgefasste Mörder. Sie erfahren wie immer mehr in unserer Spätsendung: „Die Welt lacht über kostümierte Spinner“.
Chorchef:
Was niemand weiß,
Er hat sie sich alle 58 persönlich vorgenommen.
Und bei dieser Vernehmung kam heraus,
dass zwei von ihnen Feiglinge waren,
die jeweils mit nur einem Messer zugestochen hatten.
Keiner hat den Raum unverletzt verlassen.
Aber außer ihm niemand.
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Kommissar Zufall:
Da ich mir einige böse Messergriffwunden zugezogen habe,
beschließe ich, erst später ein paar giftige Gedanken über Favorit und dessen Lakaien nachzulegen, und stattdessen zuerst meinen langjährigen Arzt Dr. Buchstabe aufzusuchen. Wir hatten uns im Sommer 23a bei einer flüchtigen Bahnhofsoperation kennengelernt:
Keiner,
wir fahren zu Dr. Buchstabe.
Sie fahren.
Ich spreche.
Kommissar Zufall:
Dr. Buchstabe hat eigentlich einen Namen, den niemand aussprechen kann, ohne sich dabei in Mund- und Rachenraum zu verletzen. Aus Gutmütigkeit und Geschäftssinn nannte er sich deshalb „Dr. Buchstabe“, zu seiner ersten großen Theoprax Veröffentlichung „die mehr als eins und weniger als sechsdimensionale Gesellschaftspyramide“.
Keiner, an der Dimensionsleuchte bitte links.
Diese Veröffentlichung widersprach aber allen gängigen und experimentellen Rechenarten bereits in den ersten sieben Zeichen, was in dem Buch „Weinkrampf“ von Alfons Adler hinreichend beschrieben wird. Adler brauchte dazu allerdings etwa 2 Mio. Zeichen.
Passen sie doch auf! Sie fahren ja wie sie Kaffee kochen!
Wissen sie nichts über Getränke in der Kurve?
Dr. Buchstabe ist Kakerlakenzüchter und hat auch die Lizenz dafür. Illegalerweise züchtet er eine bestimmte Art in seiner Bettwäsche, wofür er keine Lizenz hat. Aber er liebt es, wenn Kissen, Decken und Matratze sich bewegen.
Im Leberwurstbad soll er einmal davon gesprochen haben, dass es wegen seiner Bettwäsche schwierig für ihn sei, eine Partnerin zu finden. Die eine findet das Leberwurstbad abstoßend, die andere meckert wegen der Bettwäsche. Frauen…!
Vorsicht, hier wird es geheim.
Fahren sie schneller….schneller!
Mit Hilfe der Kakerlaken ist es Dr. Buchstabe gelungen ein Schutzschild zu entwerfen und anzufertigen, das er mir zur Verfügung stellen will für einen Eindämmungsanzug zur Minimierung der persönlichen Verwirrung. Das ist allerdings nicht ganz ungefährlich, einen kakerlakenhaltigen Anzug zu tragen, da die Tiere sehr sensibel sind…und Ekel macht sie aggressiv.
Vorsicht, hier wird es eng
Fahren sie langsamer.
Und jetzt folgen sie immer nur dem Geheimschild.
Dr. Buchstabe beherrscht die Kakerlaken. Er macht das nicht mit Hypnose oder Zauberei, sondern er besticht sie, stellt ihnen eine große Zukunft in Aussicht, bietet ihnen alles mögliche…und die Kakerlaken willigen ein.
Sie wissen nichts von Rente und von allem. Sie wissen nichts von Organisation.
Und wer sollte es ihnen beibringen? Ich vielleicht?
Dr. Buchstabe scheint ja ein feiner Kerl zu sein, aber kann man jemandem den Rücken zudrehen, dessen Namen auszusprechen Verletzungen verursacht?
Was können seine Kakerlaken noch?
Tun sie bloß so dumm, oder sind sie im Gegenteil sehr clever und schlagen eines Tages unvermittelt zu?
Vielleicht sogar während ich sie als Schutzschild trage?
Aber, was erzähl ich ihnen,
wir sind da.
Keiner? Keiner!
Eingeschlafen.
Beim Fahren.
Bedrohlich.
Keiner,
wachen sie auf!
Warten sie bei laufenden Motoren.
Es kann länger dauern.
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Szene: Sonne geht unter, Keiner schläft ein und fährt raus
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PAUSENMUSIK (Chorchef tanzt)
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Chorchef:
Kommissar Zufall geht in den halbgeheimen, viertelillegalen
Laborkomplex von Dr. Buchstabe.
Er zeigt ihm seine Griffwunden und erzählt ihm von seinem Vorhaben, den Diktator mit dem Gedankenvirus zu stürzen.
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Dr. Buchstabe:
Als Freund sage ich ihnen:
Sie sind verrückt, Kommissar Zufall.
Sie haben doch jetzt auch an mich gedacht.
Womöglich sogar an meine Kakerlaken.
Als Arzt sage ich ihnen:
So, die Griffwunden waren böse,
sind aber spontan zum guten verwachsen.
Kommissar Zufall:
Keine Sorge, Dr. Buchstabe.,
man sagt, ich sei verrückt,
die Welt verspottet mich,
aber ich versichere,
ich habe alles im Griff.
ich habe die Kontrolle,
(wird unbeherrschter, zieht Knarren)
niemand außer mir wird es kontrollieren können…
(„Traummusik“)
erst recht nicht, wenn ich meinen Eindämmungsanzug zur Minimierung der persönlichen Verwirrung erhalte.
Dr. Buchstabe:
Als Freund sage ich ihnen:
mich beunruhigt der Gedanke,
Favorit könnte an jemanden denken,
der an jemand anderen denkt,
der dann an mich denkt.
Das könnte unsere Freundschaft doch schwer belasten.
Kommissar Zufall:
Da bin ich ganz anderer Ansicht, Dr. Buchstabe
Dr. Buchstabe:
Als Arzt sage ich ihnen:
Sie leiden zwar an unkontrolliertem Denken,
aber das Experiment ist klasse.
Halten Sie mich auf dem laufenden!
Kommissar Zufall:
Unkontrolliert? Sie halten mich für unkontrolliert? Was sind Sie nur für ein Freund?
Dr. Buchstabe:
Als Freund frage ich sie:
Wer soll Favorits Nachfolger werden?
Als Arzt frage ich sie:
Wer soll Favorits Nachfolger werden?
Kommissar Zufall:
Als unkontrolliert denkender Arztfreund sage ich ihnen:
Das kann nur „Robust“ sein, „die heilige Miagud“.
Robust ist zwar auch meine Mutter, aber sie ist vor allem auch die heilige Miagud.
Dr. Buchstabe:
Die heilige Miagud?
Kommissar Zufall:
Jawoll.
Dr. Buchstabe:
Ihre Mutter???
Kommissar Zufall:
Genau.
Dr. Buchstabe:
Robust?
Kommissar Zufall:
Haben Sie das jetzt kapiert?
Dr. Buchstabe:
Was ist das?
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Elektrolexikon:
Robust ist die heilige Maschine in allen Geräten und Dingen.
Sie ist in allem und sorgt für die Funktionalität.
Das heißt, ob Toaster, Fernriecher oder Pelztierkocher,
wenn ein Gerät funktioniert, dann wegen ihr,
und wenn ein Gerät nicht funktioniert, dann auch wegen ihr,
denn Robust ist rachsüchtig und nimmt jede Missachtung ihrer Heiligkeit persönlich.
Robust gewann ihren Titel bei der einzig jemals veranstalteten Meisterschaft im Geistermurmeln. Diese Veranstaltung fand an einem Spitzpunkt der Zeit statt, damit wirklich alle kommen konnten.
Robust wäre gerne die Energie des Wassers geworden, aber sie machte nur Platz dreikommasieben und ist seitdem die heilige Maschine in allen Geräten und Dingen, kurz auch „die heilige Miagud“ genannt.
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PAUSENMUSIK
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Chorchef:
Kommissar Zufall ist im Kino und entdeckt dort die Unverhältnismäßigkeit von Zeit und Film.
Unter Protest verlässt er das Kino, nicht ohne sich vorher das Happy End an der Abendkasse abholen zu wollen.
Er schlägt mit der Faust auf den Tisch und verlangt, was ihm zusteht.
Allerdings hat er den Raum so früh verlassen, dass noch sieben mögliche Happy Ends zur Verfügung standen. Er musste sich also entscheiden.
Er nahm die Nummer sieben,
Kommissar Zufall:
Die Nummer Sieben, bitte.
weil dort der tote Polizist
am gerechtesten gerächt wird.
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(ORIENTIERUNGSCOMIC)
Achtung, Achtung.
Meine Damen und Herren, sehr verehrte Maschinen und Maschininnen,
bitte nehmen Sie nun Ihr Orientierungscomic zur Hand oder Zange und halten es in die Höhe.
Dort finden Sie auf Seite 7 eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse unter der Rubrik „Was bisher geschah“
Das hilft Ihnen zwar bestimmt nicht weiter, aber es macht uns ungemein Spaß, …Spaß
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Chorchef:
Ein neuer Tag:
Beim Rasieren bemerkt Kommissar Zufall die Gefährlichkeit der täglichen Tätigkeit.
Er beschließt, sie verbieten zu lassen.
Illegale erkennt man dann sofort am gepflegten Äußeren.
Sie sind gut rasiert, Madame.
Verdächtig gut rasiert, Madame.
Sie scheinen sich täglich zu schminken!
Die tägliche Tätigkeit,
Wissen Sie nicht, wie gefährlich das ist?
Die tägliche Tätigkeit,
Lassen sie bloß die Finger davon!
Kommissar Zufall:
…Ich habe beschlossen, sie ist verboten
Chorchef:
Ja, das sind Kriminalistenträume!
Ja, das ist Realität!
Doch heute drückt der Kommissar ein Auge zu.
Er könnte Sie festnehmen!
Er könnte Sie festnehmen lassen!
Doch heute drückt der Kommissar ein Auge zu.
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Nachrichtensprecher:
Nachricht:
Bei der wöchentlichen Zurredestellung, wo ausgewählte Mündigbürger unseren verehrten Maschinenpapst Favorit befragen, um ihm zu schmeicheln, kamen auch die Gerüchte um Kommissar Zufalls Rückkehr scherzhaft ins Gespräch.
Unser geliebter Diktator wurde aufgefordert, einige seiner allseits beliebten Kommissar Zufall Schmähwitze zum Besten zu geben, doch er leugnete konsequent die Existenz von Zufall und kündigte an, jeden enthaaren zu lassen, der diesen Namen noch einmal erwähnt.
Ich als Moderator dieses Senders werde jetzt den Regeln gemäß gleich in die Enthaarung gehen, um angemessen bestraft zu werden.
Eine Entfernung des Namens im Schlaftrichter wird empfohlen. Der Maschinenpapst Favorit übernimmt die Verantwortung für gesundheitliche Risiken und Nebenwirkungen.
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Kommissar Zufall:
Der Maschinenpapst Favorit kann sich nicht mehr an mich erinnern.
Zeigt das Gedankenvirus erste Auswirkungen?
Oder hat Favorit seine Taktik geändert und setzt jetzt auf Verleugnen statt auf Erniedrigen?
Ich bin damit jedenfalls noch nicht zufrieden und ich lege ein paar infizierte Gedanken über den Maschinenpapst nach:
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Kommissar Zufall:
Favorit, ich musste in deinen Träumen Dinge tun, für die ich mich schäme.
Dabei waren wir einst Gefährten…
Wir führten „das Paradies der Ungeliebten“ in nahezu jedem Gesellschaftssystem auf.
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Elektrolex:
„das Paradies der Ungeliebten“ war ein beliebter Staatsstreich in den tendenziell eher wilden A-Jahren. Mit einem von den Eltern ausgefüllten Liebesverweigerungsformular konnte man mühelos Bandenmitglied werden. Herrscher fürchteten dieses Stück, da es oft zu ihrer Hinrichtung führte.
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Kommissar Zufall:
Ich habe Favorit vertraut.
Ich half ihm bei seinen Audioterror-Aktionen, als er noch Autochef war
Ich verwaltete seine Vertragssklaven
und half ihm, sie zu dressieren
bis er die Unverschämtheit hatte,
nicht abschaltbare Maschinen zu erschaffen.
Wir waren wie Brüder, und das obwohl wir Brüder sind…
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tatsächlich Puppe: (ruft aufgeregt dazwischen)
Der Maschinenpapst Favorit und Kommissar Zufall sind Brüder!
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Kommissar Zufall:
Wir waren die legendären Milleniumbastarde.
Wir teilten uns die Brutturbine,
wir waren als Kinder gemeinsam auf der Druckausgleichstation,
wir waren die dicksten Freunde,
wir hatten die größten Gehirne…
wir hörten die selben Schlaftrichter-Lieder:
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Stimme:
…hören Sie nun das Schlaftrichterlied Robert R., von der Medisöldnersektion „Macht macht Spass“, vorgetragen von der wunderschönen Asbestos Bella Chick…
Asbestos Bella Chic
Robert R., der Roboter
Wie macht der brave Hund?
Wie macht der brave Hund?
Robert R., der Roboter
Hol Essen! Gib Gabel!
Hol Trinken! Mach Platz!
Er möcht so gerne schlafen.
Davon wird er abgehalten.
Er möcht so gerne träumen.
Er wird niemals abgeschaltet.
Nun schlaf ein, nun schlaf allein.
Schlaf und hilf dem Roboter.
Schalt ihn ab in deinen Träumen
Schalt ihn ab, er dankt es dir.
Stimme: (von DVD)
Die Gerontovereinigung „Senioren forschen für ihre Enkel“ warnt: Der hochkonzentrierte Schlafersatz, den die Maschinen erhalten, ist keine Alternative zum echten Schlaf. Man empfiehlt, auch äußerst korrektes Maschinenbenehmen nicht einfach nachzuahmen.
Maschinen mit Zorngenerator beispielsweise sind ein ganz schlechtes Vorbild für den zivilisierten Halbmenschen.
Sängerin
Robert R., der Roboter
Mal ist er eingesperrt
Oft ist er eingesperrt
Robert R., der Roboter
Das ist so ungerecht.
Das bleibt nicht ungerächt.
Er möcht so gerne schlafen.
Davon wird er abgehalten.
Er möcht so gerne träumen.
Er wird niemals abgeschaltet.
Nun schlaf ein, nun schlaf allein.
Schlaf und hilf dem Roboter.
Schalt ihn ab in deinen Träumen
Schalt ihn ab, er dankt es dir.
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Kommissar Zufall:
Ah, mein Walkie Talkie…
Zufall.
Stimme Dr. Buchstabe:
Hier Buchstabe.
Als Arzt sage ich ihnen:
Der Eindämmungsanzug zur Minimierung der persönlichen Verwirrung ist fertig. Er sollte sich eben bei ihnen angemeldet haben.
Als Freund sage ich ihnen:
Ekeln sie sich bloß nicht vor den Kakerlaken. Das ist gefährlich.
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Szene: Kommissar Zufall schickt das Walkie Talkie nach Hause
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Kommissar Zufall:
(klopf klopf) Hmm, jemand an der Tür.
(klopf klopf) Herein!
Eindämmungsanzug:
Guten Tag, Kommissar Zufall. Ich bin ihr Eindämmungsanzug zur Minimierung der persönlichen Verwirrung.
Ich bestehe aus einem hochintelligenten Kakerlakenkollektiv.
Ich lege mich nun um sie und verschmelze mit ihnen.
Wehren sie sich nicht!
Verschmelzung abgeschlossen!
Der Juckreiz ist eine Nebenwirkung, die leider permanent vorhanden sein wird.
Ich kann natürlich nicht sprechen.
Dies war eine Aufzeichnung.
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Kommissar Zufall:
Ich trage nun den Eindämmungsanzug zur Minimierung der persönlichen Verwirrung. Unwiderruflich.
Wie werde ich mit meinem neuen Körpergefühl zurechtkommen?
Es juckt
Es kitzelt in allen Farben
Es juckt
Und zieht an den Narben
Kratzt du mich da,
wo ich nicht hinkomm?
Liebst du mich dort,
wo es Keiner sieht?
Kratzt du mich da,
Wo ich nicht hinkomm?
Und bitte, bitte frag mich nicht
Ist das wirklich erlaubt?
Es juckt
Auch da, wo es blutet.
Es juckt überall
wo man Kakerlaken vermutet.
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Chorchef:
Kommissar Zufall ist reichlich geschockt über sein neues Ich.
Der Juckreiz ist unerträglich.
Außerdem sind seine anderen Sinneswahrnehmungen komplett neu definiert worden. Das führt zu sehr unangenehmen Gerüchen und Sichtweisen.
Er beschließt, Dr. Buchstabe zu Rate zu ziehen.
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Kommissar Zufall:
(flüstert)
Hallo? Dr. Buchstabe?
Hier ist der, den sie als Kommissar Zufall kannten.
Durch ihren Anzug erfasse ich mein gesamtes Wissensspektrum.
Dabei hab ich herausgefunden, dass ich unmöglich Kommissar Zufall sein kann… ich bin jetzt „die Pechkutte“, ein bösartiger Unglücksbringer der Tod-, Verderben- und Apokalypsenzettel verteilt.
(Zettel durch Tür reichen)
Dr. Buchstabe, wie stoppe ich die Gerüche?
Und: wie lindere ich den Juckreiz?
und: Wo ist Keiner?
Dr. Buchstabe?
… Dr. Buchstabe?
Dr. Buchstabe:
(sehr erregt)
Ich kann jetzt nicht sprechen, hier sind überall Käfer.
Versuchen sie es mit Seife. Sprechen sie mit ihrer Seife. Keine Zeit.
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Chorchef:
Kommissar Zufall hat sich verändert.
Er ist jetzt die Pechkutte…nach eigenen Angaben ein bösartiger Unglücksbringer, der Tod-, Verderben- und Apokalypsenzettel verteilt.
Außerdem ist Keiner verschwunden seit der Verschmelzung des Eindämmungsanzuges mit dem Kommissar.
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Nachrichtensprecher:
Nachricht:
In den späten Abendstunden fand man unseren beliebten Maschinenpapst Favorit in bedrohlichem Zustand auf einem Höchstgeschwindigkeitsparkplatz nahe den organischen Bezirken.
Zahlreiche verwirrte Maschinen wimmerten und bewegten sich arhythmisch um den Körper des Maschinenpapstes.
Sein Gehirn war bis auf ein siebzehntel seines ursprünglichen Gewichtes aufgeweicht. Das aufgefundene flüssige Gehirn wurde aufgrund von bestehenden Gesetzen an die Seifenindustrie weitergegeben, um eine intelligentere Seife zu entwickeln.
Die Primärfunktionen des Maschinenpapstes werden durch teure Zwangsrückenmarkspenden aufrechterhalten.
Die Medisöldner sprechen von einem Triumph des Geldes über die Natur.
Hier sieht man: es lohnt sich, reich und beliebt zu sein.
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PAUSENMUSIK (Kommissar Zufall tanzt als Pechkutte)
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Kommissar Zufall:
Wie ich über das seltsame Verhalten von Dr. Buchstabe nachdenke, begreife ich, dass ich das Virus, womöglich wegen der Namensänderung, nicht mehr kontrollieren kann, und Dr. Buchstabe vielleicht bereits angesteckt wurde.
Ich male mir aus, an welche Personen Dr. Buchstabe wohl denken wird und wie ich, die Pechkutte, über Umwege letztendlich angesteckt werde. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, dass Dr. Buchstabe an seinen Eindämmungsanzug denkt und dieser dann an mich, die Pechkutte. Ich weiß, dass ich dann nicht mehr wissen werde, dass ich einen Eindämmungsanzug trage.
Um meiner großen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen, folge ich meiner Angst, mich nicht für die unausweichliche Katastrophe rechtfertigen zu müssen und ich denke an die ganze Welt, damit sie mich vergisst:
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Kommissar Zufall:
Die Welt soll nicht denken, ich hätte sie verurteilt.
sie kann mir nicht vorwerfen, sie ins Vergessen gestürzt zu haben?
…ins Vergessen.
Schließlich war sie an meiner Existenz maßgeblich beteiligt und hat damit, wie auch ich, ihren potentiellen Untergang selbst verschuldet.
…jetzt liegen wir im Sterben.
Wir waren schöne Menschen.
Wir waren schöne Menschen.
Wir waren schöne Menschen.
Wir waren schöne Menschen.
und wenn ich wiederkomm,
dann kauf ich mir ein neues Leben
und wenn ich wiederkomm,
dann sterb ich noch einmal
und wenn ich wiederkomm,
dann werde ich mir alles merken.
und wenn ich nicht mehr komm,
dann sing ich tralala.
Die Welt kann mir nicht vorwerfen, zu risikoreich gewesen zu sein, denn auch sie hat nie Verantwortung übernommen.
Wenn die Welt wüsste, wer sie ist, würde sie sich das Leben nehmen. Da sie es nicht weiß, helfen wir ihr.
Wir waren schöne Menschen.
Wir waren schöne Menschen.
Wir waren schöne Menschen.
Wir waren schöne Menschen.
und wenn ich wiederkomm,
dann kauf ich mir ein neues Leben…
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Chochef:
Wie vorhergesehen trat ein, was eintreten musste:
Dr. Buchstabe wurde angesteckt und ist nun dabei, das Virus unwissentlich an seinen Eindämmungsanzug weiterzugeben.
Er sorgt sich nun sehr um ihn, weiß aber nicht mehr, wer ihn hat. Er ist verzweifelt:
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Dr. Buchstabe:
Wo ist mein Eindämmungsanzug?
Er ist nicht hier…zumindest nicht zusammengesteckt.
Wo ist mein Anzug?
Er meldet sich nicht.
Als Arzt frage ich mich:
„Dr. Buchstabe, haben Sie wesentliches vergessen
oder fahrlässig außer Acht gelassen?“
Als Freund frage ich mich:
„Dr. Buchstabe, sind Sie überhaupt Arzt,
und nicht vielmehr ein Soldat im ewigen Krieg?“
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Nachrichtensprecher:
Nachricht:
Alle benehmen sich eigenartig. Ein wildes Vergessen und Verleugnen durchzieht weite Teile der Bevölkerung, vor allem auch in den Regierungsländereien.
Der Chor der Macht hat soeben beschlossen, noch in einer der nächsten Dekaden zu versterben. Insbesondere in den organischen Bezirken war man zwar misstrauisch, aber doch zuversichtlich, und die dortige Rebellion verwandelte sich in eine jubelnde Menge, was den Chor der Macht wiederum misstrauisch, aber doch zuversichtlich stimmte.
Die Seifenindustrie, die unter dem Motto „mehr waschen statt reden“ zahlreiche Forschungen startete, erklärte, bei der Entwicklung der nächsten Seife werde man Konsumentenwünsche berücksichtigen. Man werde eine Seife erfinden, die auch weiß, wann sie mal schweigen muss.
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Chorchef:
Pechkutte weiß nicht mehr, wer oder was er ist, da er alles über den Eindämmungsanzug vergessen hat und dieser seine Identität bestimmte.
Viel Information ging verloren.
Er weiß nichts mehr über das Virus und seine aktuelle Ausbreitung.
Er denkt an seine Mutter Robust, deren Bild immer mehr verschwimmt und löst damit eine weitere Katastrophe aus:
Da Robust ja permanent an alle ihr Wohlgesonnenen denkt, sind diese nun alle infiziert worden und wissen nicht mehr, dass es überhaupt eine heilige Miagud gibt.
Das Verhältnis zu den Geräten und Dingen verschlechtert sich abrupt.
Es kommt
auf der ganzen Welt
zu
ELEKTROCHAOS.
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Chorchef:
Der Maschinenpapst Favorit ist tot.
Der oberste Sicherheitsrichter Goldklumpen und der Chor der Macht sind tot.
Dr. Buchstabe führt einen aussichtslosen Krieg gegen seine Käfer. Die daraus resultierende Schlaflosigkeit macht ihn noch sonderbarer. Durch ständige Fehleinschätzung der Zeit wurde daraus nun der ewige Krieg „Mensch gegen Tier“,
Teil des noch ewigeren Krieges „Wirbler gegen Gliederfüssler gegen Wirbellose“.
Nachrichtensprecher:
Nachricht:
Elektrochaos!
Die Kollegen von der Statistik wittern Unfallrekorde.
Elektrochaos!
Chorchef:
Robust ist völlig isoliert. Ihre Karriere als „heilige Miagud“ ist vorbei.
Sie hat ihren Namen geändert, nennt sich nun Frau Großposition und besucht einen Liquidkurs, um vielleicht doch noch die Energie des Wassers zu werden.
Nachrichtensprecher:
Der Maschinenpapst Favorit ist tot.
Chorchef:
Kommissar Zufalls Nachbarin ist ausgezogen.
Nachrichtensprecher:
Elektrochaos.
Der oberste Sicherheitsrichter Goldklumpen und der Chor der Macht sind tot.
Sie nahmen sich innerhalb der subjektiv schönsten Momente langsam das Leben, unter Berücksichtigung ihrer sauberen Entsorgung.
Chorchef:
der Eindämmungsanzug zur Minimierung der persönlichen Verwirrung erhält keine Rücksignale durch Pechkutte mehr. Er beschließt daher, seinen Träger für tot zu erklären und ihn als Nahrung für seine Brut zu benutzen.
Nachrichtensprecher:
Der Maschinenpapst Favorit ist tot.
Der oberste Sicherheitsrichter Goldklumpen ist tot.
Chorchef:
Keiner ist weiterhin verschwunden.
Der Nachrichtensprecher lebt.
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Nachrichtensprecher:
Werbung:
Kennen sie eigentlich diese neue, völlig flexible Seife?
Sie heißt „Total“ und löst unsere aktuelle Seife „Frühlingsdiskussion“ ab.
Die Sendungen „Auf Wiedersehen, Frühlingsdiskussion“ und „Hallo Total“ später im Schlaftrichter.
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PAUSENMUSIK
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ENDE